von Marxelinho

Sowieso, oh-oh, oh-oh

<iframe src="//player.vimeo.com/video/163646707" webkitallowfullscreen="" mozallowfullscreen="" allowfullscreen="" frameborder="0" height="360" width="640"></iframe>

Zu einem Spitzenspiel gehören im Fußball immer drei - zwei Mannschaften und eine Atmosphäre. Im Idealfall ergibt sich aus der Kombination etwas ganz Besonderes. Das DFB-Pokalsemifinale zwischen Hertha BSC und dem BVB habe ich als eine Art Übungseinheit für künftige Spitzenspiele gesehen, die Atmosphäre hat den Test schon einmal bestanden, die Mannschaft wird noch Erfahrungen sammeln müssen, vor allem aber wird sie sich weiterhin im Alltag bewähren müssen, denn Topspiele muss man sich verdienen.

Es war ein wunderbarer, allerdings frischer Frühlingsabend, der wieder einmal bewusst gemacht hat, dass zum Fußball in Deutschland auch dieser besondere Rhythmus der Jahreszeiten gehört: Die Saison beginnt im Hochsommer, alles ist im Vollbesitz der Kräfte, und dann kommen diese langen Monate, in denen alle (Mannschaften, Fans, Rasen) durch die Kälte müssen, nur um am Ende vielleicht noch einmal aufblühen zu können - wenn dazu die Kraft noch reicht, und wenn man noch in Bewerben ist, die auf Ausscheidungsspielen beruhen.

Der BVB ist das alles schon in ganz anderem Maß gewöhnt als Hertha. Und das war auch zu sehen. Der Vergleich zu dem nur wenige Wochen zurückliegenden Meisterschaftsspiel war bemerkenswert. Damals war Hertha ebenbürtig, hatte sogar leichte Vorteile. Dieses Mal war Hertha nicht chancenlos, aber doch deutlich die unterlegene Mannschaft. Die Betreuer hatten sich für Jens Hegeler entschieden, um den angeschlagenen Darida zu ersetzen. Das war so ziemlich die konservativste Lösung, aber sie passte zu einem Matchplan, der sogar aufgehen hätte können.

Zwar ging der BVB in der ersten Halbzeit in Führung, mit einem dieser Tore aus der zweiten Linie, die inzwischen zum Repertoire von Topmannschaften gehören, denen häufig so massierte Gegner gegenüberstehen, dass sie Lücken zweiter Ordnung suchen müssen. Hertha überstand danach die deutliche Unterlegenheit, ohne einen zweiten Treffer zu kassieren, und als Dardai in der zweiten Halbzeit dann doch relativ früh eine offensivere Variante einwechselte (Baumjohann für Hegeler, Schieber für Haraguchi), schien durchaus noch etwas denkbar zu sein.

Den spielentscheidenden Fehler machte John Brooks. In einer Situation, in der er nichts anderes tun hätte müssen, als einen sauberen, klaren Pass schnell auf Plattenhardt zu spielen, entschloss er sich dazu, selber mit dem Ball zu gehen. Er rutschte aus, den Konter beendete Reus. Die restlichen 20 Minuten waren nur noch Formsache. Ich werde mich mit dem Spiel am Wochenende noch einmal im Detail beschäftigen, für den Moment können wir festhalten, dass es großartig ist, von diesen Dimensionen des Fußballs einen Eindruck zu bekommen.

Dortmund gegen Bayern ist ein würdiges Pokalfinale, auch wenn es zum Bewerb gehört, dass Außenseiter ganz besondere Geschichten schreiben. Aber das soll ja gerade nicht die Geschichte von Hertha sein. Die meisten Fans würden wohl unterschreiben, dass es für Hertha um etwas anderes gehen sollte. Um eine Entwicklung, die irgendwann so weit führt, dass man eine Finalteilnahme nicht mehr als Anomalie empfinden würde.

Insofern bin ich gar nicht besonders traurig. Die verbleibenden vier Ligaspiele sind spannend genug, es ist immer noch eine Menge möglich. Ich hoffe nun auf eine phantasievolle Leistung gegen Bayern, und dann auf einen Ruck: Gegen Bayer 04, Darmstadt und Mainz kann Hertha zeigen, dass die Ambition, sich im ersten Drittel der Liga zu etablieren, auf eigener Leistung beruht und nicht auf Schwächen der Konkurrenz. Das wäre der deutlich größere Sieg in meinen Augen, auch wenn die Träume von einem "absoluten Spiel" natürlich immer lebendig bleiben werden. Aber es klingt ja auch bei Frank Zander schon deutlich an: das absolute Spiel ist immer das nächste.




Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 1 und 8.