Vertragsauflösung
In Amerika sagt selten einmal jemand, er oder sie sei "arbeitslos". Man
ist allenfalls "between jobs", wie es sich für flexible Menschen gehört.
Der ehemalige Kapitän von Hertha BSC, Arne Friedrich, ist neuerdings
auch "zwischen Jobs". Der Vertrag mit dem VfL Wolfsburg wurde aufgelöst,
offiziell auf Wunsch des Spielers.
Damit schließt sich ein weiterer von den vielen Kreisen, die mit dem
Abstieg von Hertha vor eineinhalb Jahren gezogen wurden. Bei der WM in
Südafrika hatte Friedrich noch ein paar große Momente, damals schien er
sogar als Manndecker für seinen schon in Schwierigkeiten steckenen
Kollegen Per Mertesacker zu funktionieren. Danach ging er mit Dieter
Hoeneß nach Wolfsburg, und es begann eine Pechsträhne bzw. eine Serie
von körperlichen Problemen mit dem Stützapparat, die fast schon
tragische Züge hat.
Heute hat Per Mertesacker einen Vertrag in London, den er nie bekommen
hätte sollen, wenn Arsenal diesen Transfersommer nicht so grandios
vergeigt hätte. Und Arne Friedrich muss überlegen, was er mit 32 Jahren
noch als Profifußballer anfangen will - im Winter noch einmal bei einem
deutschen Club anheuern (und sich Probleme wie Michael Ballack
einhandeln, wenn er Pech hat)? Oder doch schon in eine Luxusliga, wobei
sein Glamourfaktor vermutlich für einen Oligarchenclub nicht groß genug
ist. Mit dem VfL Wolfsburg II hätte er am kommenden Wochenende
vielleicht in Wilhelmshaven spielen können - nicht gerade ein Ort, an
den internationale Scouts in Scharen zu reisen pflegen.
Das deutsche Nationalteam ist längst woanders, und wir haben wieder
einmal ein Exempel für die gnadenlose (wenngleich finanziell doch
einigermaßen entschärfte) Brutalität des Fußballsports, zu der natürlich
Inkompetenz eine Menge beiträgt - wenn, wie beim VfL Wolfsburg, ein
Manager wie Dieter Hoeneß und ein Trainer wie Felix Magath fuhrwerken,
kann auf individuelle Schicksale keine Rücksicht genommen werden. Und
momentan gilt sogar Alexander Madlung als besser, der nach dem
Meisterjahr 2009 kein sehr konsistentes Leistungsprofil vorzuweisen hat
(wie übrigens auch "Asche" Dejagah, der aber damit zufrieden zu sein
scheint, bei guter Bezahlung immer gerade das Minimum zu tun, um bei
Wolfsburg im Kader zu bleiben).
Ich war nie ein großer Fan von Arne Friedrich, er hatte eigentlich keine
Karriere, über die man ein eigenes Buch schreiben muss - auf das
nächste Kapitel bin ich aber jetzt fast ein wenig gespannt. Wie wär's
mit einem Job bei Arminia Bielefeld? Dort könnte er Grundlagenarbeit
leisten, ein wenig mäzenatisch müsste es auch sein. Aber das kann er
sich leisten.
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