von Marxelinho

Weihnachtliche Verstopfung

Mit einem 2:0 über Manchester United hat Arsena gestern die "Christmas congestion", die weihnachtliche Verstopfung des Spielplans in der Premier League, erfolgreich hinter sich gebracht. Wenn man am ersten Tag eines neuen "Jahrzehnts" einen der großen Rivalen überzeugend schlägt, dann darf man auch einmal eher darüber hinweggehen, dass ManU schwach war. Arsenal hat hingegen mit einer sehr überzeugenden Teamleistung die bisherige Arbeit von Mikel Arteta beeindruckend bestätigt.

Einen Monat ist die Entlassung von Unai Emery nun her. Freddie Ljungberg hat die Mannschaft danach einige Spiele betreut - seine wichtigste Idee war, auf die gemeinsame Aufstellung von Aubameyang und Lacazette zu verzichten. Der gegenwärtige Kader von Arsenal bringt es mit sich, dass das jedes Mal eine Schlüsselfrage ist, wie man die beiden sehr unterschiedlich profilierten Angreifer in eine Formation einbaut.

Für das Spiel gestern war es von zentraler Bedeutung, dass Arteta zum zweiten Mal beide in der Startformation hatte: Lacazette zentral, und Aubameyang über links. Nach der Niederlage gegen Chelsea vor wenigen Tagen hatte für meine Begriffe viel dafür gesprochen, Lacazette eine Pause zu geben: er wirkte nicht wirklich fit, und war unglücklich an den Schlüsselszenen beteiligt, die das Match kippen ließen.

Kraftreserven waren auch am Neujahrstag ein entscheidender Faktor. Und Lacazette absolvierte eine Schicht, die man zu einem Musterbeispiel von Mannschaftsdienlichkeit eines physisch starken Mittelstürmers machen könnte. Arsenal war kompakt und elastisch, offensichtlich hatte Arteta auch die Parole ausgegeben, sich nach Möglichkeit mit dem Ball zu erholen, das funktionierte vor allem in der ersten Halbzeit sehr gut, als ManU wenig Anstalten machte, sich überhaupt am Spiel zu beteiligen.

Der Sieg hatte auch damit zu tun, dass Arsenal dieses Mal zwei Tore Vorsprung zur Halbzeit hatte. Eine Bewegung über links mit Kolasinac und Aubameyang fand früh Pepe, der für Reiss Nelson in die Startelf gekommen war. Und kurz vor der Pause erhöhte Sokratis nach einem Eckball.

Dazu eine Bemerkung: Es war eine Nebensache, aber eine bedeutsame, wie Arsenal unter Emery die Eckbälle vergeudete. Meistens kurz gespielt, sehr oft nicht einmal zu einer Flanke genützt, obwohl die Langen doch im Strafraum warteten. Es war ein Inbegriff von Unsinn. Pepe hingegen schlägt brillante, gefinkelte, extrem schwer zu verteidigende Ecken an den Fünfmeterraum, es war Lacazette, der verlängerte, für de Gea gab es nicht einmal eine Möglichkeit, über Herauslaufen oder Linie nachzudenken, er hätte mehr oder weniger auf der Linie herauslaufen müssen.

In Halbzeit zwei verteidigte Arsenal das Resultat. Es wurde nicht mehr richtig dramatisch, obwohl Kolasinac nicht bis zu Ende durchhielt, und schließlich mehrere Spieler dringend auf Ersatz hofften. Mesut Özil spielte durch, mit einer beachtlichen Leistung. Auch Granit Xhaka spielte durch, wie gegen Bournemouth eher auf der Achterposition, er spielte auch gut, und man hatte nicht den Eindruck eines Spielers auf Abruf.

Das ist einer der wichtigsten Eindrücke aus den drei Spielen, die Arteta nun geleitet hat. Die Spieler sind alle mit enormem Engagement dabei. Aubameyang und Lacezette, beide zögern mit der Verlängerung ihrer Verträge, beide sind hoch motiviert. Arteta hätte es auch einfacher haben, und Ljungberg noch die drei Spiele über Weihnachten überlassen können. Denn es war sehr riskant, sich mit praktisch kaum Training auf diese Serie einzulassen. Arteta ging das Risiko ein, und gestern machte es sich bezahlt.

Denn wenn man die Mannschaft in den Bildern nach dem Spiel beobachten konnte, dann zeigte sich da ein offensichtlicher Effekt: das Erlebnis dieser drei Spiele hat bereits etwas bewirkt. Die ersten Ansätze gegen Bournemouth, das Drama gegen Chelsea und gestern die Gemeinschaftsleistung gegen ManU - nicht nur die Fans sehen Arsenal wieder als spannende Sache.

Am Montag wartet Leeds im FA Cup, und dann geht es am Samstag zu Crystal Palace.

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