Am seidenen Faden

Neun Tore haben Hertha letztlich vom Relegationsplatz getrennt. Aus eigener Kraft, aber an einem seidenen Faden konnte der Klassenerhalt gesichert werden: eine Niederlage mit nur einem Tor Differenz, das war das minimalste der Minimalziele an diesem 34. Spieltag, und das wurde auch erreicht. 1:2.

Ich habe das Spiel live gesehen, das zeichnete sich ja seit Wochen ab, dass es heute noch heikel werden könnte. Also hatte ich schon früh eine Karte besorgt, schwer war es nicht. Hinter ein paar einheimischen Fans wanderte ich vom Bahnhof Sinsheim aus über typische Zersiedlungslandschaft hinaus zur Arena.



Die Rhein-Neckar-Arena ist, wie es sich für diese Region Deutschlands gehört, sehr stark auf den Besucher ausgerichtet, der mit Personenkraftwagen kommt. Wir Spaziergänger waren also eher die Ausnahme, insgesamt haben die Planer sich bei der Konzeption der Wege nicht gerade ausgezeichnet - per pedes muss man weite Umwege gehen, um zum jeweiligen Eingang zu kommen. Das Publikum der TSG 1899 Hoffenheim ist bürgerlich-mittelschichtig, kein Wunder, man sieht hier an jeder Ecke, dass es keine arme Ecke Deutschland ist.


Auf dem Weg ins Stadion bekam ich noch diese beiden beeindruckenden Vögel zu sehen. Und dann war ich auch schon drin. Der Hertha-Support wie immer in einen Käfig in der Ecke gedrängt, stimmkräftig und mit den viel besseren Chants. Der Blick auf das Spiel sehr gut, schließlich ist es ein kleines Stadion.

In der ersten Halbzeit war die Leistung eigentlich ganz in Ordnung, über die Flügel ging nicht wenig, allerdings hatte Modeste schon früh die Führung für Hoffenheim erzielt. Pekarik sah dabei nicht gut aus, auch Langkamp hatte immer wieder Schwierigkeiten mit dem Stürmer, bei dem sich der Stadionsprecher kokett mit "Merci" bedankte. Insgesamt ist Hoffenheim eine Mannschaft, die den Raum zwischen den Linien sucht, während Hertha an seiner Grundkonzeption doch sehr orthodox kleben bleibt wie auf einem Fliegenpapier.

In der zweiten Halbzeit kam Beerens für Kalou, ein eigenartiger Wechsel, weil Haraguchi sich für eine falsche Neun nicht wirklich nicht eignet. Er war allerdings am Ausgleichstreffer beteiligt, der aus einer Umschaltsituation heraus fiel. Beerens schloss ab, der Ball wurde abgefälscht.

Das Remis wäre ein achtbarer Abgang aus der Saison geworden, aber Hertha verursachte in einer umkämpften Begegnung zu viele Freistöße zu knapp vor dem Sechzehner. Die waren zwar zumeist harmlos, in einem Fall entstand allerdings aus einem Nachschuss eine Gelegenheit für Firminho, die er sich nicht entgehen ließ. Hertha hatte fünf gute Minuten in Halbzeit zwei, steht aber einfach prinzipiell zu tief, um wirklich satisfaktionsfähig mitspielen zu können.

Die Berliner Fans trugen in der zweiten Halbzeit mit idiotischen Chören gegen Dietmar Hopp dazu bei, dass ich mich über die Niederlage nur bedingt geärgert habe. Hertha hat das Saisonziel verfehlt (Konsolidierung in der ersten Liga), bleibt aber immerhin drin.


Alles Weitere wird uns während er Sommerpause beschäftigen. Es gibt viel zu tun, auch für uns Fans, die wir hypothetisch mitdenken mit denen, die Entscheidungen zu treffen haben.

Dass Pal Dardai in der nächsten Saison der Coach sein wird, hat Michael Preetz eben in der Sportschau bestätigt. Dass war also eine Entscheidung, die sich quasi von selbst getroffen hat. Als Begründung reicht, dass Dardai an dem zweiten vergeudeten Jahr von Hertha in Folge einen geringen Anteil hatte. Es wird Zeit, auch wieder einmal positive Begründungen zu suchen.

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