"Ein positiver Schritt in die richtige Richtung" - so hat Valentin Stocker das Spiel gegen den VfB Stuttgart am Freitagabend bilanziert. Statistisch waren es drei Schritte in die richtige und zwei in die falsche Richtung, wenn man die Tore nimmt. Tabellarisch waren es drei Punkte in die richtige Richtung. Spielerisch waren es viele Schritte in alle möglichen Richtungen, denn eindeutig war der Sieg nicht. Eigentlich war er sogar glücklich, hatte aber doch seine eigene Logik.
Mit einer seiner typischen Josdeutsch-Formulierungen hatte der Trainer vor dem Spiel festgestellt, dass Hertha bisher ein wenig zu häufig von Spiel zu Spiel "eine Metamorphose ausgestrahlt" hat. Dazu hat er selber nicht wenig beigetragen, weil er kräftig rotieren ließ, dies auch musste, wegen Verletzungen und aus vielerlei anderen Gründen, die zum Teil nur ihm oder intern nachvollziehbar waren.
Gegen Stuttgart stand erneut eine deutlich umgebaute Mannschaft auf dem Platz. Doch dieses Mal stimmte vieles. Schulz ist ein guter, stellenweise offensiv dynamischer Außenverteidiger auf links. Stocker und Ben-Hatira brachten in das Offensivspiel nicht nur Variabilität, sondern sorgten auch insgesamt (im Verein mit Beerens) dafür, dass Herthas Spiel viel weiter vorne anfing. Nicht erst an der Mittellinie, wie zumeist in dieser Saison.
Kalou ließ sich häufig fallen, sodass die offensiven Vier mehr für Entlastung sorgen konnten als in den zähen Spielen gegen Augsburg, Freiburg oder Mainz. Es gab auch die Räume dazu, weil Stuttgart seinerseits nach vorne zu spielen versuchte. Dazu kam ein früher Führungstreffer: Ibisevic mit einem Fersler auf Klein, Heitinga hebt das Abseits auf und lässt dann in der Rückwärtsbewegung erkennen, warum der Coach ihn eher als Notnagel für den fehlenden Langkamp zu sehen scheint als als Führungsspieler.
Heitinga fehlt ein Moment Geistesgegenwart in der Beschleunigung nach hinten, und dann schaut er nur auf den Ball, anstatt sich an Leitner zu orientieren, der in die Lücke läuft. Kein Weltklassemanöver des prominenten Verteidigers, und auch in einigen anderen Situationen sah er nicht sonderlich souverän aus.
Es dauerte nur eine Viertelstunde, bis Hertha ausgleichen konnte. Das Verdienst gehört Stocker, der nach einem eigenen, abgewehrten Torschuss auf den zweiten Ball geht, und sich dabei von Gruezo ein Foul holt, das eigentlich keines war. Es gab Elfmeter für Hertha, und Kalou verwandelte sicher. Der Topos zur Einordnung des Geschehens liegt nahe: ausgleichende Gerechtigkeit für letzte Woche, doch hatte für meine Begriffe der Penalty gegen Kraft sogar größere Berechtigung.
Den Rest der ersten Halbzeit dominierte Hertha, und zum ersten Mal konnte sie dabei an das Spiel gegen Werder anschließen, das ebenfalls vernünftige Kombinationen geboten hatte. Ben-Hatira, Stocker, Beerens, Skjelbred, Schulz brachten einiges zusammen, es gab Torschüsse und Chancen.
Nach der Pause holte sich allerdings Stuttgart das Spiel zurück. Es lohnt eine kleine Überlegung, was der Coach um die 60. Minute eigentlich vor hatte: Niemeyer und Wagner standen bereit, Kalou und Heitinga sollten runter. In dieser Situation fiel das 2:1, ein schöner Pass von Stocker in den Lauf von Kalou, der sehenswert vollstreckt. Hätte es in den zwei Minuten davor eine Spielunterbrechung gegeben, Kalou wäre nicht mehr auf den Platz gestanden.
Was wäre aber das Konzept mit Wagner und Niemeyer gewesen? Absicherung des Remis und Hoffen auf einen Lucky Punch, wie er Wagner im letzten Auswärtsspiel in Stuttgart gelungen war? So richtig nachvollziehbar ist es nicht, was Luhukay im Sinn hatte. Er sprach selber nach dem Spiel davon, dass man manchmal Glück braucht.
Stuttgart leistete sich danach noch ein paar Mal Ballverluste, die Hertha jeweils Gelegenheiten zum Umschalten haben. Eine davon nützte der (jedenfalls in guten Momenten) Spaßfußballer Änis Ben-Hatira zu einem schönen Übersteiger, den er in ein Flanke übergehen ließ, die der zentral aufgetauchte Beerens verwertete. 3:1.
Mit einem "unlucky punch" ins eigene Tor machte Sandro Wagner die Sache noch einmal spannend, doch am Ende brachte Hertha den Sieg ins Ziel und in die Ostkurve. Dort hatten die Fans schon vor der 70. Minute das Olé-Wiegenlied begonnen, mit dem die Mannschaft, wenn sie in Führung liegt, nach Hause geschaukelt werden soll. Das war natürlich zu früh, aber es klappte schließlich doch.
Es gab viele positive Andeutungen in diesem Spiel. Kalou nahm viel mehr daran teil, als bisher. Es standen wieder ein paar Spieler auf dem Platz, die sich auch entscheidend einbringen können, die einen letzten Pass spielen können, einen relevanten Antritt besitzen: Ben-Hatira und Stocker waren Bereicherungen, Beerens wirkte neben ihnen wieder produktiver, Schulz hat einige Möglichkeiten zu schnellen Läufen mit dem Ball, Skjelbreds Aufwand bekommt ein bisschen mehr Fantasie. Gleichwohl sehne ich die Rückkehr von Tolga Cigerci herbei, der in der Pause von seiner Rehabilitation berichtete. Es klang eher so, als müssten wir bis ins neue Jahr warten, um ihn wieder zu sehen.
Negativ ist sicher zu vermerken, dass Stuttgart viel zu viele Chancen hatte, auch hochkarätige. Das war mehr als nur der Preis für eine doch etwas mutigere Spielanlage von Hertha als zuletzt. Das hatte mit Abstimmungsproblemen zu tun. Probleme, die nun, da schon wieder eine Länderspielpause auf dem Programm steht, nicht ganz so stark drücken. 8 Punkte sind eine passable Ausbeute für einen unrunden Saisonauftakt, zudem hat Hertha zwei Heimspiele en suite gewonnen. Das Olympiastadion ist zwar keineswegs eine Festung, aber auch kein Ort mehr, an dem die Mannschaft sich fremd fühlen muss.
Insofern ist es verständlich, wenn der Manager nach dem Spiel erkennen ließ, dass er sehr erleichtert war. Dass er mit Kalou einen fast gleichwertigen Ersatz für Adrían Ramos gefunden hat, deutet sich an, von Pierre-Michel Lasogga spricht momentan gar niemand mehr. Und Valentin Stocker, der Königstransfer, brachte sich mit Torbeteiligungen ein. Mein Mann des Spiels ist aber Änis Ben-Hatira. Hoffen wir einfach, dass sich für ihn endlich einmal Explosivität auf Kontinuität reimt.
Mit einer seiner typischen Josdeutsch-Formulierungen hatte der Trainer vor dem Spiel festgestellt, dass Hertha bisher ein wenig zu häufig von Spiel zu Spiel "eine Metamorphose ausgestrahlt" hat. Dazu hat er selber nicht wenig beigetragen, weil er kräftig rotieren ließ, dies auch musste, wegen Verletzungen und aus vielerlei anderen Gründen, die zum Teil nur ihm oder intern nachvollziehbar waren.
Gegen Stuttgart stand erneut eine deutlich umgebaute Mannschaft auf dem Platz. Doch dieses Mal stimmte vieles. Schulz ist ein guter, stellenweise offensiv dynamischer Außenverteidiger auf links. Stocker und Ben-Hatira brachten in das Offensivspiel nicht nur Variabilität, sondern sorgten auch insgesamt (im Verein mit Beerens) dafür, dass Herthas Spiel viel weiter vorne anfing. Nicht erst an der Mittellinie, wie zumeist in dieser Saison.
Kalou ließ sich häufig fallen, sodass die offensiven Vier mehr für Entlastung sorgen konnten als in den zähen Spielen gegen Augsburg, Freiburg oder Mainz. Es gab auch die Räume dazu, weil Stuttgart seinerseits nach vorne zu spielen versuchte. Dazu kam ein früher Führungstreffer: Ibisevic mit einem Fersler auf Klein, Heitinga hebt das Abseits auf und lässt dann in der Rückwärtsbewegung erkennen, warum der Coach ihn eher als Notnagel für den fehlenden Langkamp zu sehen scheint als als Führungsspieler.
Heitinga fehlt ein Moment Geistesgegenwart in der Beschleunigung nach hinten, und dann schaut er nur auf den Ball, anstatt sich an Leitner zu orientieren, der in die Lücke läuft. Kein Weltklassemanöver des prominenten Verteidigers, und auch in einigen anderen Situationen sah er nicht sonderlich souverän aus.
Es dauerte nur eine Viertelstunde, bis Hertha ausgleichen konnte. Das Verdienst gehört Stocker, der nach einem eigenen, abgewehrten Torschuss auf den zweiten Ball geht, und sich dabei von Gruezo ein Foul holt, das eigentlich keines war. Es gab Elfmeter für Hertha, und Kalou verwandelte sicher. Der Topos zur Einordnung des Geschehens liegt nahe: ausgleichende Gerechtigkeit für letzte Woche, doch hatte für meine Begriffe der Penalty gegen Kraft sogar größere Berechtigung.
Den Rest der ersten Halbzeit dominierte Hertha, und zum ersten Mal konnte sie dabei an das Spiel gegen Werder anschließen, das ebenfalls vernünftige Kombinationen geboten hatte. Ben-Hatira, Stocker, Beerens, Skjelbred, Schulz brachten einiges zusammen, es gab Torschüsse und Chancen.
Nach der Pause holte sich allerdings Stuttgart das Spiel zurück. Es lohnt eine kleine Überlegung, was der Coach um die 60. Minute eigentlich vor hatte: Niemeyer und Wagner standen bereit, Kalou und Heitinga sollten runter. In dieser Situation fiel das 2:1, ein schöner Pass von Stocker in den Lauf von Kalou, der sehenswert vollstreckt. Hätte es in den zwei Minuten davor eine Spielunterbrechung gegeben, Kalou wäre nicht mehr auf den Platz gestanden.
Was wäre aber das Konzept mit Wagner und Niemeyer gewesen? Absicherung des Remis und Hoffen auf einen Lucky Punch, wie er Wagner im letzten Auswärtsspiel in Stuttgart gelungen war? So richtig nachvollziehbar ist es nicht, was Luhukay im Sinn hatte. Er sprach selber nach dem Spiel davon, dass man manchmal Glück braucht.
Stuttgart leistete sich danach noch ein paar Mal Ballverluste, die Hertha jeweils Gelegenheiten zum Umschalten haben. Eine davon nützte der (jedenfalls in guten Momenten) Spaßfußballer Änis Ben-Hatira zu einem schönen Übersteiger, den er in ein Flanke übergehen ließ, die der zentral aufgetauchte Beerens verwertete. 3:1.
Mit einem "unlucky punch" ins eigene Tor machte Sandro Wagner die Sache noch einmal spannend, doch am Ende brachte Hertha den Sieg ins Ziel und in die Ostkurve. Dort hatten die Fans schon vor der 70. Minute das Olé-Wiegenlied begonnen, mit dem die Mannschaft, wenn sie in Führung liegt, nach Hause geschaukelt werden soll. Das war natürlich zu früh, aber es klappte schließlich doch.
Es gab viele positive Andeutungen in diesem Spiel. Kalou nahm viel mehr daran teil, als bisher. Es standen wieder ein paar Spieler auf dem Platz, die sich auch entscheidend einbringen können, die einen letzten Pass spielen können, einen relevanten Antritt besitzen: Ben-Hatira und Stocker waren Bereicherungen, Beerens wirkte neben ihnen wieder produktiver, Schulz hat einige Möglichkeiten zu schnellen Läufen mit dem Ball, Skjelbreds Aufwand bekommt ein bisschen mehr Fantasie. Gleichwohl sehne ich die Rückkehr von Tolga Cigerci herbei, der in der Pause von seiner Rehabilitation berichtete. Es klang eher so, als müssten wir bis ins neue Jahr warten, um ihn wieder zu sehen.
Negativ ist sicher zu vermerken, dass Stuttgart viel zu viele Chancen hatte, auch hochkarätige. Das war mehr als nur der Preis für eine doch etwas mutigere Spielanlage von Hertha als zuletzt. Das hatte mit Abstimmungsproblemen zu tun. Probleme, die nun, da schon wieder eine Länderspielpause auf dem Programm steht, nicht ganz so stark drücken. 8 Punkte sind eine passable Ausbeute für einen unrunden Saisonauftakt, zudem hat Hertha zwei Heimspiele en suite gewonnen. Das Olympiastadion ist zwar keineswegs eine Festung, aber auch kein Ort mehr, an dem die Mannschaft sich fremd fühlen muss.
Insofern ist es verständlich, wenn der Manager nach dem Spiel erkennen ließ, dass er sehr erleichtert war. Dass er mit Kalou einen fast gleichwertigen Ersatz für Adrían Ramos gefunden hat, deutet sich an, von Pierre-Michel Lasogga spricht momentan gar niemand mehr. Und Valentin Stocker, der Königstransfer, brachte sich mit Torbeteiligungen ein. Mein Mann des Spiels ist aber Änis Ben-Hatira. Hoffen wir einfach, dass sich für ihn endlich einmal Explosivität auf Kontinuität reimt.
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