von Marxelinho

Das Nichts, um das es nicht mehr geht


Die gute Nachricht zum Tag: Hertha BSC wird es nicht gelingen, sich zum dritten Mal hintereinander in einen europäischen Bewerb zu mogeln. Nach dem 2:2 gegen den FC Augsburg ist zwar Platz 7 immer noch möglich, aber zwei Unentschieden werden dafür nicht reichen. Und selbst zwei Siege würden die Fragen, die sich aus dieser Saison ergeben, nicht zum Verstummen bringen können.

Da wir Fußballspiele meistens vom Ende her betrachten, muss man nach dem Heimspiel gegen Augsburg zuerst einmal ein bisschen runterkommen. Die letzten zehn Minuten ging es nämlich hoch her. Pal Dardai warf sogar seinen Filius ins Gefecht, und der brachte sich besser ein als der glücklose Salomon Kalou. Von der gelb-roten Karte, die Palko mit einem sehenswerten Antritt provozierte, kann sich allerdings niemand etwas kaufen. Die Tore gehörten beide Davie Selke, bei dem Elfmeter, den er herausholte, ließ er dem eingewechselten Kapitän den Vortritt, bei dem zweiten revanchierte sich Ibisevic mit einer schönen Vorlage.

Da war plötzlich Hauruck und Intensität zu sehen, nachdem die Mannschaft zuvor 80 Minuten so spielte, als hätte sie seit Wochen nicht gemeinsam trainiert. Bei Ballbesitz fühlten sich jeweils ein bis zwei Spieler für eine Situation zuständig, Muster (Laufwege) für Raumgewinn waren nicht zu erkennen, Kombinationen begannen im Utopischen und endeten in der Sinnlosigkeit, die zu weiten Strecken das Charakteristikum dieser Spielzeit von Hertha ist.

Augsburg war die klar bessere Mannschaft in einem Spiel, in dem es natürlich keine deutlich sichtbare Überlegenheit gab. Es reichte schon, einen klaren Plan und ein bisschen Ruhe am Ball zu haben, um eine einmal mehr teilnahmslose Hertha zu düpieren.

Die Neutralisierungsduelle, die wir bisher von Hertha gegen Augsburg gewohnt waren (zwei Mannschaften wollen mit aller Nichtmacht ins graue Loch der Liga), sind vorerst Geschichte. Augsburg ist derzeit eine relativ kompetente Mittelmacht in der Liga, und Hertha versteckt sich weiter vor sich selbst.

Man könnte es auch, auf größere Zusammenhänge und auf den Regionalvergleich mit dem Schwabavaria-Konkurrenten umgelegt, so sehen: Berlin, eine provinziell geführte Weltstadt, hat einen Erstligaverein, der konsequent auf Kleinstadtniveau besteht. Wenn das so weitergeht, braucht Hertha kein neues Stadion, keinen neuen Investor und auch sonst nichts Neues, denn den Spandauer Wettbewerb um das uninteressanteste Projekt im deutschen Fußball gewinnt sie locker gegen sich selbst. Selbst die Ostkurve hat sich gelangweilt.

Und jetzt fange ich mit dem Runterkommen an.

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