Im Frühling 2019 war absehbar, dass Hertha BSC vor einer Weichenstellung stand. Die Mannschaft war damals in der Ersten Bundesliga ganz gut gefestigt, aber es war klar, dass eine Alternative zu Pal Dardai erwägenswert war. Von Lars Windhorst wusste damals noch niemand etwas Konkretes, sein Engagement wurde aber schon vorbereitet. Michael Preetz war der Geschäftsführer Sport. Er musste den Markt für Trainer im Blick behalten, und es war ihm sicher nicht entgangen, dass in Österreich ein Talent kurz vor der Beförderung nach Deutschland stand: Oliver Glasner. Er betreute damals den LASK, einen Club aus Linz, wo ich zur Schule gegangen bin und 1983 maturiert habe. Ich würde sehr gern wissen, ob und wie konkret Preetz mit Glasner gesprochen hat. Nach außen drang nichts, und vielleicht hatte er ihn auch ganz einfach nicht auf dem Schirm.
Im Sommer hatte dann schon Lars Windhorst bei Hertha BSC das Sagen, und es begann die chaotische Phase, die bis heute nicht bewältigt wurde. Preetz bestellte Ante Covic als Cheftrainer, der schon im November durch Jürgen Klinsmann ersetzt wurde. Glasner coachte nun in Wolfsburg, ging dann nach Frankfurt zur Eintracht, gewann die Europa League. Inzwischen ist er schon auf der Insel, hat also den nächsten Schritt gemacht, zum Premier-League- Traditionsverein Crystal Palace. Gestern hat er mit einem 1:0 gegen Manchester City seinen ersten Titel in England holt: den FA Cup.
Wenn ich ihn sehe, sehe ich einen Oberösterreicher, obwohl er in Salzburg geboren wurde. Geprägt aber wurde er im Innviertel, zuerst in Riedau, später beim SV Ried in der Bezirkshauptstadt (in Englischen liest man immer wieder SV Reid, was die gleiche Aussprache ergibt). Im Dialekt nennt man das Innviertel auch "das Innveichtel", und das ist auch mein Codewort für ihn: "der Innveichtler". Wenn ich ihn sehe, und ich sehe mir gern sene Interviews an, dann denke ich immer an den März oder April 2019, als bei Hertha BSC die Welt noch mehr oder weniger in Ordnung war. Am 1. März 2019 gab es einen Heimsieg gegen Mainz, Hertha stand am Abend dieses Spieltags auf Platz 8. Das wäre sicher ein Moment gewesen, in dem man Glasner einen Berliner Weg für seine Karriere plausibel hätte machen können. Hatte Preetz damals Kontakt mit ihm? Ich würde es nur zu gern wissen.
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