In diesen merkwürdigen Wochen entdeckt die Mannschaft von Hertha BSC neue Eigenschaften an sich: sie hat nun plötzlich Comeback-Qualitäten. Voraussetzung dafür sind aber natürlich beträchtliche Setback-Qualitäten. Gegen Bremen gab es schon wieder zwei Gegentore gleich zu Beginn, anders als gegen Köln wurden dann aber nicht fünf daraus, sondern ein 2:2, das immerhin im Kampf gegen den Abstieg hilfreich ist, auch wenn der karge Punkt jetzt nicht den großen Sprung in die gemütliche Zone bedeutet.
Gemütlich ist vielleicht auch nicht der richtige Ausdruck für die Einstellung vor allem von Klünter und Stark in den ersten Minuten. Ich würde eher von einer Indifferenz sprechen: Beide fanden eine Einstellung zum Spiel erst, als es schon wieder nach einer Katastrophe roch. Ich halte diese acht Tore, die Hertha zuletzt insgesamt in drei ersten Halbzeiten bekam, für ein Symptom der Gesamtsituation, die Michael Preetz erzeugt hat, indem er Alexander Nouri nach Klinsmanns Abgang weitermachen ließ.
Die Botschaft dieser Entscheidung ist ja deutlich: die Saison ist abgeschrieben, es reicht, wenn mit Gewurstel noch ein paar Punkte hereinkommen, die den Klassenerhalt sichern. Und zu diesem Gewurstel reicht es dann doch noch, weil der Kader ja nicht so schlecht besetzt ist. Gestern waren mit Cunha, Torunarigha, Darida, Mittelstädt und Wolf immerhin fünf Spieler zumindest deutlich bemüht. Energie und Intensität sind nun einmal ein Faktor im Fußball, und gestern hat Hertha zumindest in dieser Hinsicht etwas gezeigt.
Plan und Zusammenspiel sind dann schon eine andere Angelegenheit. Das Remis gegen Bremen hatte eher Aspekte von Anarchie. Cunha ist sowieso schwer in ein System zu bringen, er will das Spiel an seinen rechten Fuß ketten und es damit aufladen. Torunarigha bemerkte gestern irgendwann, dass Positionsspiel gegen die bald wieder verunsicherten Bremer wenig Sinn macht. Er war schon gegen Düsseldorf ein immenser Faktor.
Da aus dem Spiel gestern niemand groß Schlussfolgerungen ziehen muss, sollten die Fans sich eher allmählich überlegen, wie sie sich auf die Mitgliederversammlung im Mai vorbereiten. Denn es spricht einiges davor, es dieses Mal nicht mit Abnicken und Durchwinken bewenden zu lassen. Der Zeitpunkt war nie besser, ein paar grundsätzliche Sachen zu diskutieren.
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