von Marxelinho

Ein paar Kleinigkeiten und der große Unterschied

Nichts ist es also geworden mit den Bayern in Unterwäsche, die Lederhose blieb dran. Hertha muss ohne entsprechende Trophäe nach Berlin zurückkehren, um gleich wieder nach Frankfurt aufzubrechen. Das Spitzenspiel ging mit 0:3 verloren, nun darf sich der FC Köln erster Verfolger des übermächtigen Clubs aus dem Süden nennen, vom Potential her ist aber allenfalls der BVB wohl in der Lage, halbwegs dran zu bleiben.

Das Ergebnis ist einerseits so deutlich, wie das Spiel nun einmal einseitig war. Andererseits gab es für das parteiliche Auge des Hertha-Fans auch viel Positives. Als Bilanz würde ich nämlich trotzdem sagen: Hertha ist ein Stück näher dran als im Vorjahr. Der Konzentrationsfehler von Allan Souza kam zu einem Zeitpunkt, als das Spiel fast schon in der Balance war, als Hertha begonnen hatte, die gegnerische Hälfte aufzuschließen, und als der FCB in den eher trägen Modus geschaltet hatte, den man bisher in dieser Saison gelegentlich an ihm beobachtet hatte. Diese Beobachtung natürlich immer unter dem Vorbehalt des enormen Gefälles zwischen den beiden Teams.

Das Pech war ein bisschen, dass Bayern im ersten Durchgang den Guardiola-Stil wieder ausgepackt hatte, während Hertha nicht in der Lage war, Markierungen zu setzen. Dabei war eines der Hoffnungszeichen, die ich diesem Spiel entnehme, die Formation: Allan statt Skjelbred, und Weiser auf der Zehn. Sehr gute Idee, die allerdings erst nach der Pause Wirkung zeigte. Allans Debüt fand ich vielversprechend. Er übernahm viel mehr Verantwortung für die Spieleröffnung als der Norweger, und spielte einige interessante, längere Pässe. Meistens war er aber natürlich damit beschäftigt, sich zwischen herumschwirrenden Bayern nach einem Gegner umzusehen, der einen Zweikampf anbot. Oft kam das Angebot nicht.

Das Gegentor machte interessanterweise den Matchplan noch gar nicht vollständig zu Makulatur, und nach der Pause war auch ein Ausgleich denkbar (wenngleich immer noch ein bisschen weniger wahrscheinlich als ein zweites Gegentor). Der Coach wechselte dann auch zweimal früh und für meine Begriffe konsequent: Schieber und Stocker hatten nicht mehr die Wirkung, die sie bei einem Stand von 0:1 hätten haben können.

Mir tut die Selbstironie immer ein wenig weh, mit der Teams derzeit die Außenseiterrolle gegen die Bayern "auf die Schippe nehmen". Mir kommt vor, dass das die Verhältnisse eher verhärtet. Aber zu der ganzen Außendarstellung von Hertha gestatte ich mir vielleicht einmal ein eigenes Kapitel. Auf dem Platz jedenfalls deutete sich gestern (ganz zart) vielleicht eine andere, normalere sportliche Beziehung zwischen der Übermacht und einer "kleinen, fleißigen Mannschaft" an. Das 0:3 durch Robben weist zwar in eine andere Richtung, das war aber nur noch ein Schnörkel auf einem Spiel, das durch zwei Tore in den ungünstigsten Momenten für Hertha entschieden worden war.

Die englische Woche, die noch nicht zu Ende ist, hat der Coach dazu genützt, die Mannschaft zu vergrößern. Das ist nach der Verletzung von Vladimir Darida auch notwendig. Hertha besteht nun aber, und das ist eine Neuerung zum letzten Jahr, aus mehr als nur einer Stammelf mit seltenen, punktuellen Alternativen.

Die Betreuer variieren heuer mehr. Allan sollte auf jeden Fall wiederkommen. Esswein hingegen muss erst integriert werden. Bei ihm ging offensiv wenig, in der Rückwärtsbewegung war er gelegentlich naiv: er lief eher dem Ball nach, statt Alaba im Auge zu behalten. Weiser ist der bessere Kalou, und er könnte auch der bessere Pekarik sein, sollte Stocker der bessere Esswein sein wollen, falls nicht sogar Kurt einmal der bessere Stocker sein möchte. Schieber hat auf jeden Fall das Zeug zum Ibisevic. Und dann gibt es ja noch einen Mann namens Duda, von dem niemand weiß (oder offiziell sagen möchte), wie es ihm geht. Aber das kann die Mannschaft verkraften.

Der BVB macht es vor. Kein Kader macht derzeit mehr Spaß in der Liga. Hertha kann nicht so wuchern mit Talent, aber es gibt Optionen. Niederlagen gegen Bayern haben schon mehr geschmerzt. Gegen die Frankfurter Eintracht, da wird sich die Tendenz dieser Saison deutlicher manifestieren.

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