Geschichte wird gemacht, wenn man beginnt, in Mustern zu denken. Vor drei Jahren stand Michael Preetz ein paar Tage später später als dieses Mal in der Rückrunde vor der Entscheidung, den gerade erst angetretenen Michael Skibbe abzulösen, der sich unter anderem dadurch ausgezeichnet hatte, dass er 45 Minuten lang große Hoffnungen auf Ronny gesetzt hatte. Es folgte eine der unverständlichsten Entscheidungen ever: mit Rehhagel ging der Manager in jeder anderen Hinsicht auf Nummer sicher, nur nicht in sportlicher.
Ein paar Monate später präsentierte er einen guten Trainer für die Mission Wiederaufstieg: Jos Luhukay. Wir waren alle sehr zufrieden, die Sache ließ sich gut an, Hertha hatte endlich ein Profil. Heute fragen wir uns, wenn wir nicht einfach stur nach vorne schauen wollen, wo die Sollbruchstelle war. Es wäre naiv, dabei den Deal mit KKR zu übersehen. Danach waren plötzlich zwei Logiken in diesem Club, und schon jetzt hat sich herausgestellt, dass sie zumindest dieser Coach nicht vermitteln wollte.
Sein Umgang mit Salomon Kalou hat das am deutlichsten gezeigt: in der Sache hatte er Argumente, in der Form war er ungeschickt, und dem größeren Ziel, das Optimum aus einem sehr heterogenen Kader herauszuholen, konnte er nicht Genüge tun. Zu Weihnachten hätte man ihm kündigen sollen, aber wer hätte sich damals wirklich dazu durchringen mögen?
Einen Club zu managen ist Fahren auf kurze Sicht, und doch kann man vieles so viel besser machen, als es bei Hertha geschieht. Doch was ist es genau? Da müsste man dann eben in die Lehre gehen bei Reuter/Weinzierl oder Eberl/Favre, und nicht einmal bei diesen Konstellationen kann jemand garantieren, dass der Erfolg verstetigt werden kann, ganz abgesehen davon, dass Gladbach häufig einen schwer erträglichen Ergebnisfußball spielt.
Nun hat Hertha die "Victory"-Karte gezogen, mit der Verspätung, die Pal Dardai und Rainer Widmayer von vornherein in den Schatten von Victor Skripnik und Joe Zinnbauer stellt. Dass sie aus diesem Schatten heraustreten können, ist nicht undenkbar: eine interessante Konstellation ist es allemal, und für Hertha auch die einzig denkbare aus dem internen Bereich. Vermuten lässt sich, dass Pal Dardai die Profis auf eine interessante Weise "ansprechen" wird, und dass Widmayer die Formation ein wenig vereinfachen wird.
Luhukay hat zuletzt ja vor lauter individuellen Sanktionen häufig kaum mehr genug Leute für ein normales Fußballspiel gefunden, und musste seltsame Dinge probieren wie aus Jens Hegeler einen Regisseur zu machen.
Von Widmayer lesen wir, dass er nur fünf Minuten für seine Zusage brauchte. Das mag auch damit zusammenhängen, dass er seit Dezember 2012 "between jobs" war und endlich die Klammer hinter dem "between" schließen wollte. Er hat nicht viel zu verlieren, aber alles zu gewinnen.
Am blödesten steht insgesamt doch Hertha da, wo man gerade die einzige seriöse "wild card" ausspielt, wenn man nicht, wie manche Fans, auch noch an Niko Kovacs denken möchte, der als Trainer in Kroatien jedenfalls gute Figur macht.
Als Fernziel müsste man sich einen Club denken, der einen guten Teil des Kaders und auch die Betreuer aus den eigenen Ausbildungsbetrieben bekommt. Das wäre eine Vision, über die wir 2025 wieder sprechen können, aber es war sicher auch die Causa Mukhtar, mit der Luhukay sich schwer begreiflich machte. Ob dieses Modell Hertha 2025 mit Michael Preetz denkbar ist? Wir können es einfach nicht seriös sagen, aber das Jahr 2014 spricht doch dafür, dass die zuständigen Gremien sich für den Sommer 2015 etwas überlegen sollten. Egal, ob Hertha drin bleibt oder zum dritten Mal absteigt.
Die Troika Gegenbauer (gutmütig), Preetz (gutmeinend) und Schiller (schönrechnend) hat, nach allem, was wir inzwischen sehen konnten, wohl doch nicht das Format für einen konsolidierten Erstligisten mit den Standortfaktoren für internationale Klasse. Damit wäre der Ball beim Aufsichtsrat. Und dann bei den Mitgliedern. Es dreht sich alles im Kreis. Wie in der großen Welt auch. Geschichte wird jedenfalls nicht nach vorn gemacht.
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