Goodison Park

Den ganzen langen Weg von Rudow bis zum Kottbusser Tor habe ich es am Sonntagabend vermieden, auf die Bildschirme in der U-Bahn zu schauen. Ich wollte nicht wissen, wie Hertha gegen Hoffenheim gespielt hatte, während ich im Flugzeug von Liverpool nach Berlin gesessen hatte. Zuhause angekommen, wollte ich den RBB-Sportplatz zur Aufnahme programmieren, dabei bekam ich just die Szene zu sehen, in der Polanski den Ausgleich gemacht hatte. Damit war meine Strategie schiefgegangen, die Neugierde war nun nicht mehr zu bezähmen, und so sah ich ihn mir eben noch an, den kurzen Matchbericht in der Sportschau im Dritten, die es am Sonntagabend gibt. Sah, wie Thomas Kraft ganz spät noch einen Freistoß entschärfen konnte, der Hertha so richtig unfroh gemacht hätte.

Aber auch so war die Miene reichlich säuerlich, mit der Manager Preetz anschließend vor die Kamera trat. Er ist innerhalb von nur zwei Monaten bemerkenswert in die Defensive geraten, der Heilsbringerbonus von Coach Luhukay ist aufgebraucht, Hertha ist wieder der Aufsteiger, der noch auf Jahre um die Konsolidierung als Erstligist spielen wird. Und damit keineswegs ein attraktives Ziel für Spieler, sondern eine Adresse, an der die vermittelbaren Profis zu Billigkonditionen nachgefragt werden.

Meine genaue Meinung zum Spiel und zu den Implikationen werde ich mir heute Nachmittag bilden. Ich war ja am Wochenende in England, und zwar an der Merseyside, die am Sonntag gegen London ein verdientes 5:1 holte. Liverpool gewann 2:1 bei West Ham United, und Everton ließ Arsenal im Goodison Park mit einem 3:0 keine Chance. Am Samstag hatte ich nichts zu tun, ich entschied mich gegen den Versuch, bei Manchester City in das Heimspiel gegen Southampton hineinzukommen (knappe Stunde mit dem Zug von Liverpool aus). Stattdessen fuhr ich nach Wigan (halbe Stunde nach Nordwesten), und sah mir im DW Stadium eine einstmals weltberühmte Mannschaft an: Leeds United trat bei dem von Uwe Rösler betreuten Team an.

Das war auch ein bisschen Gegnerbeobachtung, denn am kommenden Wochenende spielt Arsenal im FA Cup-Semifinale gegen Wigan. Und in der Verfassung, in der diese beiden Mannschaften gerade sind, würde ich nicht unbedingt große Summen auf einen Sieg von Arsenal wetten.

Es war ein Wochenende randvoll mit Fußballeindrücken, das mich wohl noch die ganze Woche beschäftigen wird, um es aufzubereiten. Doch am Nachmittag wird mich zuerst einmal interessieren, was Coach Luhukay mit seinen fortgesetzten Personalrochaden (Pekarik auf links, um Platz für Ndjeng zu schaffen) aus der Mannschaft herausgeholt hat.

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