Nach dem Auswärtssieg in Köln hat Hertha nun schon einen Punkt mehr als die kümmerlichen 13 in der Rückrunde 2014. Das lässt die Hoffnung steigen, dieser Herbst könnte zumindest die Grundlage dafür schaffen, dass in der Rückrunde 2015 wieder an der Qualität des Spiels gearbeitet werden kann. Denn da hapert es doch ganz gewaltig im Moment. Werbung für die Bundesliga war dieses Topspiel nicht.
Die meisten Freunde waren sehr skeptisch wegen der Auswärtsschwäche. Aber eigentlich war klar, dass wenn, dann in Köln die Bedingungen danach waren, drei Punkte zu holen. Die Mannschaft von Peter Stöger (den ich seinerzeit in Österreich häufig spielen gesehen habe) hat daheim ziemliche Schwierigkeiten. Eine Mannschaft, die in der Lage ist, sich Spiele anzueignen, wenn es danach ist, kann das ausnützen.
Hertha ist momentan nur bedingt so eine Mannschaft. In der ersten Halbzeit reichte ein abwartendes Spiel, um Köln in Schach zu halten. Skjelbred und Stocker spielten eine originelle Arbeitsteilung auf der Position 8-10. Der wendige Roy Beerens ging einmal über rechts sehenswert nach vorne und dann in eine Kombination mit Stocker. Es ergab sich die Gelegenheit zu einem Lauf entlang der Strafraumlinie in die Mitte, und zu einem Schuss, der abgefälscht wurde und ins Tor kollerte.
Eine Führung, die nicht unverdient war, sich aber eigentlich einem einzigen Moment von Explosivität verdankte. "Wie Messi", sagte Skjelbred später halb im Spaß. Tatsächlich hat Beerens etwas Besonderes, auch wenn er sich gern selbst austrickst, und viele seiner Zuspiele gerade in der ersten Halbzeit waren sehr fahrig.
Vermutlich wäre die zweite Halbzeit nicht sehr viel anders verlaufen, wenn Jens Hegeler, gestern neben Brooks in der Innenverteidigung, einfach seinen Job gemacht hätte. Er machte aber einen Vorstoß, der Köln einen Konter ermöglichte, zu dem Ujah in der eigenen Hälfte antrat - Hertha war also sehr weit aufgerückt, unnötig weit für eine Mannschaft, die in Führung liegt und einem Gegner das Spiel verleiden will.
Nach dem Ausgleich hatte Ujah auch noch die Gelegenheit zur Führung, der Ball krachte satt an die Querlatte, kam aber ins Feld zurück. Und Hertha blieb im Spiel. Kurz vor Schluss holte Hosogai einen Freistoß heraus, den Ndjeng trat, und den Ujah mit der Brust ins Tor ablenkte. Ein indirekter Freistoß der etwas anderen Art, und nach ein paar nervösen Schlussminuten ein Duselsieg.
Der gestrige Spieltag brachte auch noch die Erkenntnis, dass das schwere Restprogramm keineswegs aussichtslos ist: Gladbach verlor daheim, Hoffenheim zeigte gegen Bayern eine gute Leistung, ist aber von dieser Welt, Frankfurt wird eine harte Nuss, Dortmund kann man aus dem Konzept bringen.
Dem steht auf Berliner Seite entgegen, dass ein strukturiertes Spiel sich nur in Ansätzen erkennen lässt. Nach wie vor ist völlig unklar, was von dieser Mannschaft erwartet werden kann. Zwischen Platz 6 und Platz 15 in der Tabelle liegen nur sechs Punkte, und Hertha ist genau in der Mitte. Das muss fast schon als Erfolg erachtet werden, ist aber nicht mehr als ein Erfolg, der gerade so das Versagen in Schach hält.
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