Last Man Standing

Wenn Arsenal in diesem Jahr die Premier League nicht gewinnt, dann wird man nicht zuletzt an die null Punkte denken, die man gegen Chelsea gewonnen hat. Gegen eine zutiefst langweilige, lustlose Mannschaft, die großzügig Punkte in alle Richtungen verteilt, die im hinteren Mittelfeld durch die Saison stolpert, und die sich nur ab und zu kurz ein wenig konzentriert - wenn es darum geht, den Stadtrivalen aus dem Norden blöd aussehen zu lassen.

Dafür gibt es bei Chelsea einen eigenen Spezialisten: Diego Costa. Im Hinspiel an der Stamford Bridge hatte er mit Hilfe eines schwachen Schiedsrichters Gabriel Paulista provoziert und blamiert. Nun erwischte es Per Mertesacker, und gegen den Big F***ing German musste er nicht einmal zu seinen Mätzchen greifen. Er lief ihm einfach davon, nach einem klugen Pass von Willian, und Mertesacker schaffte nur noch eine Grätsche, die ihm einen Platzverweis einbrachte. Letzter Mann, langsamer Mann - so sollte man das nicht spielen. Und ein Stellungsfehler war es auch noch.

Mertesacker spielt eine spezielle Definition von Innenverteidiger. Er ist eher eine Art Säule, das Spiel kann bei ihm anbranden, in der Regel lässt er es kühl zurückschwappen, und wenn die Wellen hoch werden, dann wird er umso regloser. Das ist häufig ziemlich wirkungsvoll, aber im Fußball kommt es eben, vor allem, wenn es dann um Titel geht, auf die entscheidenden Momente an. In diesen Momenten versagt Arsenal oft.

Das Spiel gegen Chelsea hatte zerstreut begonnen, Ramsey und Özil wirkten in den ersten zwanzig Minuten, als wären sie noch nicht ganz bei der Sache. Als sie einmal in den Strafraum kamen, reklamierte Özil ein Handspiel - da war Willian schon unterwegs zum Konter, und spielte den Lochpass auf Costa, der sich in diesem Moment den idealen Gegner zum Davonlaufen ausgesucht hatte, den schwerfälligen Deutschen eben.

Das Spiel ging aber auch deswegen 0:1 verloren, weil Arsenal gleich darauf - der Freistoß nach dem Ausschluss von Mertesacker brachte nichts ein - den Treffer kassierte. Monreal ließ eine Flanke zu, Gabriel interessierte sich nicht für Costa, der im Fünfmeterraum die entscheidenden Schritte machte, um perfekt an den flach hereingebenen Ball zu kommen. Da fehlte es an Geistesgegenwart. Insgesamt deutet alles darauf hin, dass Gabriel Paulista nicht das Zeug zum Spitzenspieler hat.

Der Rest war ein mühsames Gemurks, vor allem viele Zweikämpfe, unterbundenes Herausspielen, Gestochere. Chelsea machte nicht einmal ernsthafte Versuche, ein zweites Tor zu erzielen, und Arsenal geriet mit ein paar schönen Kombinationen meist ins Abseits. Die Entscheidung von Wenger, Giroud nach der roten Karte zu opfern, war wohl ein Fehler. Selbst mit zehn Mann wäre gestern gegen Chelsea zumindest ein Unentschieden möglich gewesen, aber es fehlte letztlich doch an Substanz.

Nun ist Arsenal wieder im Pulk, zwei Punkte aus den letzten drei Spielen ließen den Vorsprung schrumpfen. In drei Wochen steht das überraschende Spitzenspiel gegen Leicester City an, vor allem aber werden nicht wenige Fans inzwischen auf das erste Wochenende im März vorausschauen: das Derby gegen Tottenham an der White Heart Lane könnte auch zu einem Spitzenspiel werden, denn die Spurs haben sich ohne großes Aufsehen hinter Arsenal und Manchester City in Stellung gebracht. Was von der Kampagne von Leicester zu halten ist, ist nach wie vor schwer auszumachen. Im Titelrennen hat Arsenal immer noch alle Chancen, aber das liegt auch daran, dass kein Team heuer wirklich überzeugt. Die Gunners machen da keine Ausnahme.

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