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In seinem berühmten Aufruf an die Topfpflanzen ermutigt Josef Hader eine Spezies Grünzeug, die man als so etwas betrachten könnte wie den FC Augsburg des Vegetationswesens, sich endlich einmal zu rühren, der gesicherten täglichen Dosis Substral zu entsagen, und sich auf die eigenen Beine (Wurzeln) zu machen. Es ist eine der radikalsten Exodus-Visionen, die ich kenne, auch wenn sie letztlich über einen Spaziergang nicht hinausgeht.
Hertha BSC ist in diesem Sommer die früheste Topfpflanze der deutschen Bundesliga. Ich weiß schon, der Vergleich hinkt, aber am Freitag ging es nun einmal darum, ein Momentum zu starten, das in einem Lostopf begann. Wie es gut zu dieser langwierigen Qualifikation zur Europa League passt, weiß man auch jetzt noch nicht, wer der Gegner in den beiden Spielen Ende Juli, Anfang August sein wird. Bröndby IF oder Hibernian FC, das bedeutet umgelegt auf Easywings: Kopenhagen oder Edinburgh. Kopenhagen ist ein bisschen wahrscheinlicher, und Pal Dardai hat sich auch schon geäußert: Bröndby wäre ihm lieber.
Am Freitag wurde auch einer der seltsamsten Kader des Jahres bekannt gegeben: Von Hertha war niemand im Aufgebot Deutschlands für die Olympischen Spiele in Rio. Ursprünglich hatte es einmal geheißen, dass entweder Weiser oder Stark fahren könnten, aber auf keinen Fall beide. Nun fährt weder noch. Der Kader ist so seltsam, weil er nicht auf sportlichen Erwägungen beruht, sondern auf Verhandlungen zwischen Clubs und Verband. Die Clubs stellen nur widerwillig ab. Hertha hatte wegen der frühen Pflichtspieltermine wenig Spielraum, zwei Talenten eine Freude zu machen.
Für Mitchell Weiser muss es ein blöder Sommer gewesen sein. Als Deutschland gegen die Ukraine spielte, sah es fast noch danach aus, als könnte er vor dem Fernseher zu einem der Gewinner des Turniers werden. Dann zog der Nationalcoach aber, ohne das Wort Polyvalenz auch nur einmal links anzudeuten, Joshua Kimmich aus dem Kader, und nun scheint der Platz rechts hinten im Nationalteam auf die Dauer einer Lahmiade (also ungefähr 12 Jahre) besetzt.
Ob das bei Weisers Überlegungen hinsichtlich seiner Vertragsverlängerung bei Hertha eine Rolle spielt, lässt sich schwer sagen. Bisher war es ja so, dass er auch wegen der nationalpositionellen Fantasie gern rechts hinten spielte, wo er eindeutig am besten für Hertha ist. Es ist zu hoffen, dass er die Abflachung seines Höhenflugs im Jahr 2016 professionell nimmt - und wieder angreift.
Weiser zählt zum "Tafelsilber", schreibt zum Beispiel die MoPo. Soll heißen: Allzu viele Profis gibt es in Berlin gar nicht, die lukrativ verkäuflich wären. Da es allerdings trotz Schuldenzauber durch KKR offensichtlich äußerst geringe Investitionsspielräume gibt (was eigentlich ein bisschen seltsam ist), befindet sich Hertha in dieser Hinsicht tatsächlich in der Situation einer Topfpflanze, die gleichsam aus dem bisschen Erdreich, das sie schon hat, in dem Himmel wachsen soll. Das geht nur, um das Bild zum Ausklang dieser Betrachtung selber ein wenig spazieren zu führen, durch eine Strategie, die zugleich auf Einwurzelung und Übersprung beruht. Die Expedition beginnt am letzten Donnerstag im Juli im Jahn-Sportpark.
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