Drei sehr wichtige Punkte hat Hertha BSC am ersten Adventsonntag 2023 im Olympiastadion gegen den Zweitliga-Aufsteiger aus Elversberg gemacht. Mit 18 Punkten nach 15 Spieltagen wäre der Abstand nach ganz unten schon einigermaßen bedenklich geworden, nun aber sind es 21, und für die Tordifferenz hat Florian Niederlechner auch noch etwas getan. 5:1 ist ein souveränes Ergebnis, das vergessen lässt, dass Hertha zu Beginn des Spiels ziemlich unsouverän agierte – Elversberg hätte nach 15 Minuten auch 3:0 in Führung liegen können.
Ein Charakteristikum der zweiten Liga ist aber eben eine relativ starke Durchlässigkeit auf beiden Seiten. Die Spiele sind insgesamt meist offener, es geht hin und her, und es wird weniger kompakt verteidigt als weiter oben. Es spricht für Hertha, dass die Kompaktheit Schritt für Schritt zunahm – nebenbei konnte auch die Fama entschärft werden, dass die Mannschaft mit der zweiten Spielhälfte fremdelt. Dieses Mal war Halbzeit zwo ein Genuss.
Ich habe ein bisschen auf die Nummer 44 geachtet, Linus Gechter vertrat Leistner. Beim ersten (nach VAR-Ahndung eines eigentlich kaum merklichen Handspiels aberkannten) Gegentor war er noch ein wenig indisponiert, danach aber machte er seine Sache gut. Und dass ein Innenverteidiger, nachdem er schon selbst ein Tor nach einem Standard erzielt hat, wenig später auch noch auf dem rechten Flügel auftaucht und eine mustergültige Flanke in die Mitte bringt, die zu einem Gestocher führte, das Niederlechner die Gelegenheit zu seinem ersten Tor gab, ist nicht selbstverständlich. Hertha 2023/24 ist polyvalent, dürfen wir mit Lucien Favre sagen, und wenn wir schon beim Französischen sind, dürfen wir ergänzen: jeunesse plait.
Das ist schon ein spannender Kader, den Benjamin Weber zusammengestellt hat. Wobei heute noch ein wenig Bobic-Hertha und halt einfach Upgrade aus der Akademie relevant war. Tabakovic ist nicht mehr in dem Flow vom Herbst, der Flow ist jetzt bei Niederlechner, auch bei Kenny (herrlicher Lochpass, danach spektakulärer Weitschuss). Dardai und Klemens dürfen sich noch ein bisschen mehr zeigen bei der Spieleröffnung, und vielleicht auch ein wenig mehr interagieren statt alternieren. Dardai durfte dann ab der 45. Minute eine Hertha ohne Kempf antizipieren helfen (für mich ein wichtiger Aspekt), während Zeefuik im zentralen Mittelfeld weniger Gelegenheit zu riskanten Querpässen am eigenen Sechzehner hatte.
In Deutschland herrscht an diesem Wochenende Winter. Das Oly, im Dezember häufig durch indiskutable Platzverhältnisse auffälllig, war heute bestens in Schuss. Der Platz war anscheinend ein bisschen seifig, aber gut bespielbar. Für alle, die den nicht ganz realistischen, aber doch gelegentlich naheliegenden Eindruck haben, dass in Deutschland gar nichts mehr richtig läuft, auch ein gutes Indiz. Nun kann der HSV kommen. Am Mittwoch soll Hertha sich als Pokalmannschaft zeigen. Sie hat viele gute Anlagen dazu.
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