Rutschpartie

Das Stenogramm zum Auswärtssieg in Hoffenheim: seifiger Platz, wackliges Spiel, schönes Ergebnis. Zu Beginn der Saison meinte ich einmal, dass Hertha eigentlich nur zwei Topbundesligaprofis hätte (da war ich noch ein wenig zweckpessimistisch): Kraft und Ramos. Beide haben heute viel für den Sieg getan. Der Stürmer bereitete den frühen Führungstreffer mit einem Weltklasseantritt vor (wie er den Ball in vollem Lauf mit links vor dem Tackling von Salihovic in Sicherheit bringt, das ist der Moment der Weltklasse), Ben-Hatira sandte gekonnt ein. In der zweiten Halbzeit der Elfmeter, den Aytikin aus unerfindlichen Gründen gab. Ramos verwandelte selbst, doch danach riss ein wenig der Faden. Viel hatte dabei mit den schlechten Platzverhältnissen zu tun, wobei Langkamp natürlich insgesamt zu ungestüm in den Zweikampf ging, der zum Elfmeter und Anschlusstreffer für Hoffenheim führte.

Kraft, im Duell Mann gegen Mann heute großartig, machte gegen Salihovic beim Penalty keine gute Figur. Auch beim Freistoß, wieder Salihovic, Ausgleich, stimmt in der Defensive einiges nicht. Doch die mehrfache direkte Verhinderung eines Gegentreffers durch Kraft in Manier eines Eishockeytorwarts macht das wett. Ob er jemals ein kompletter Keeper wird? Kaum zu ermessen, doch er gewinnt sicher mehr Spiele für Hertha, als er Niederlagen zu verantworten hat. Nach dem Ausgleich der eher unerwartete Siegestreffer durch Ramos, Kopie des Mandzukic-Tores, das den FCB während der Woche gegen Plzen zum Sieg brachte, nur mit dem Unterschied, dass Ramos sich gegen zwei Verteidiger durchsetzen musste.

Der Coach arbeitet weiter an der Gesamtbalance der Mannschaft, heute mit Allagui, der defensiv und konstruktiv gut war, nur im Abschluss unglücklich, mit Cigerci, der allmählich in die Mannschaft findet und sich seine interessanten Ideen durch eifrige Arbeit gegen den Ball verdient (er kann dann auch einmal was Schräges probieren, er wird ökonomischer werden, wenn wir Glück haben), mit Skjelbred und Hosogaj. Bisher fand ich das ganz erstaunlich, dass Hertha mit einer klugen, leichtfüßigen Spielweise auch relativ stabil (nicht allzu viele Verletzte) durch die Saison kommt, heute ging es härter zur Sache, auch das eine Sache teilweise des Bodens, so sah es jedenfalls im Fernsehen aus. Dass es ein interessantes Spiel werden würde, war zu erwarten gewesen, Hertha war die bessere Mannschaft, es fehlten nur zwanzig Minuten zur vollkommenen Dominanz.

Auch in der Tabelle klärt sich mit dieser Runde etwas: Hertha gehört nun zu der zweiten Gruppe, zu der, die um die internationalen Plätze hinter der CL kämpft. Das ist deutlich mehr als das Saisonziel, doch inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass die spielerischen, taktischen, mentalen Reserven reichen könnten, in diesem Spezialwettbewerb eine Weile mitzumischen.

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