Sauberes Tuch

Ein Freistoßtor von Alexandre Lacazette in der 36. Minute hat gestern das Europa-League-Viertelfinale zwischen Neapel und Arsenal relativ frühzeitig entschieden. Danach hätte Neapel vier Tore erzielen müssen, diese Aufgabe erwies sich bald als zu groß. Es wurde also nicht das Drama, das ich ein wenig befürchtet hatte, sondern ein überraschendes "clean sheet" und ein sehr eindeutiges Gesamtergebnis: 3:0.

Spannend war also nur die erste halbe Stunde. Und auch da war es in erster Linie ein Aspekt, der von Interesse war: die hohe Linie von Arsenal. Unai Emery hatte die naheliegende Formation gewählt: Hinten drei Mann, Koscielny zwischen Monreal und Sokratis, davor Xhaka und Torreira, auf den Außenpositionen die schnellen Kolasinac und Maitland-Niles, ganz vorne Lacazette und Aubameyang, und dazwischen der erste Anläufer und allgegenwärtige Initiator Ramsey. Özil musste auf die Bank, weil Xhaka wieder da war. Und später, als Ramsey sich verletzte, kam Mkhitaryan - das war ein kleines Signal, dass Özil gegen Crystal Palace eher gebraucht wird, als in den internationalen Spielen auswärts.

Bei der hohen Linie von Arsenal war nicht ganz klar, ob dahinter eine taktische Idee von Carlo Ancellotti stand, oder ob sie ein Ergebnis der Absichten von Arsenal war. In den ersten zehn Minuten fand das Spiel fast nur in der Hälfte von Neapel statt, dann begannen die Italiener, sich ein wenig einzubringen. Sie versuchten es mit dem Mittel, mit dem Arsenal in dieser Saison mehrfach schmerzhaft Bekanntschaft gemacht hat: hohe Bälle hinter die letzte Linie.

Allerdings zeigten sich Koscielny und Co. auch dieses Mal, wie schon im Hinspiel, hochkonzentriert: sie stellten Insigne und Milik regelmäßig abseits, mehrfach waren die Entscheidungen sehr knapp, aber es klappte immer. Es ist aber natürlich eine nervenaufreibende Angelegenheit. In diesen zwanzig Minuten bis zum Tor zeigte Arsenal durchaus Wirkung: Ballverluste von Aubameyang und Torreira führten auch zu gefährlichen Kontern. Hätte Neapel in dieser Phase getroffen, wäre Arsenal womöglich ins Wanken geraten.

Dann gab es aber den Freistoß. Xhaka stand auch beim Anlauf, Lacazette aber traf mit dem Rechten in die Torwartecke. Er kann das. Im Vergleich ist Aubameyang derzeit fast außer Form, er sorgte zwar für den kuriosen Treffer in Watford (indem er Ben Foster in einen Abschlag funkte), aber bei ihm läuft es zur Zeit nicht so gut. Mit den zwei Seminfinals gegen Valencia und den noch ausstehenden fünf Premier-League-Spielen wird Emery aber alle verfügbaren Kräfte benötigen. Und Mesut Özil werden wir am Sonntag aller Voraussicht nach auch wieder sehen - bei Ramsey könnte die Saison vorzeitig zu Ende sein. Es sei denn, Arsenal kommt ins Finale der Europa League: bis Ende Mai in Baku sind es noch fast sechs Wochen.

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