Teilen und Tauschen

Ziemlich furios hat Arsenal gestern Crystal Palace abserviert. Nach 23 Minuten stand es 4:0, hinten hinaus gab es dann noch einen Gegentreffer. An der Situation ändert sich nicht viel. Platz 6 am Ende der Spitzengruppe und außerhalb der europäischen Ränge wird Arsenal nicht so schnell los werden.

Es war das erste Spiel nach Alexis Sanchez, dessen Wechsel zu Manchester United inzwischen als fix gilt - und zwar in Form eines Gegenschäfts: An seiner Stelle soll Henrikh Mkhitaryan zu Arsenal kommen - einer meiner absoluten Lieblingsspieler. Ein interessantes Manöver, das vor allem die Frage aufwirft, was es mit Mesut Özil zu tun hat.

Die Aufstellung gegen Palace enthielt vielleicht einen Teil einer möglichen Antwort. Die Rückkehr von Monreal veranlasste Arsene Wenger dazu, zu einer Viererkette zurückzukehren, mit Mustafi und Koscielny zentral und Bellerin rechts. Im Mittelfeld nahm er Elneny dazu, sodass Xhaka ein wenig offensiver positioniert war, vor allem aber bekam Jack Wilshere dadurch eine sehr zentrale Rolle in einem 4-2-4, mit Özil eher auf rechts, und Iwobi links, sowie Lacazette als Mittelstürmer.

De facto ergab das ein extrem bewegliches Quartett, das durch den dynamischen Monreal links zusätzlich unter Strom gesetzt wurde. Das vierte Tor gehört zu den Sternstunden aller Arsenal-Mannschaften: ein kühner Vertikalpass von Wilshere auf Özil im mittigen Strafraum, der legt mit der Sohle nach hinten ab (das, was wir in Österreich meistens Fersler nennen, ist oft ein unterer Vorderfußer, wenn ich nicht falsch sehe), und Lacazette steht ideal für einen unhaltbaren Flachschuss.

Die Spielfreude, die in diesen Szenen zu erkennen war, wird veredelt durch einen fast schon mönchischen Ernst, mit dem Mesut Özil am Werk ist. Er freut sich auch, wenn etwas gelingt, und war über diese eine spezielle Vorlage sichtlich stolz, aber er freut sich meistens eher ruhig, bei den Jubeltrauben ist er nun immer der letzte, der das Siegel der Gemeinschaft auf seine immer interessanter werdende Weise verwaltet.

Lange dachte auch ich, dass er seine Zukunft und seinen Status in einem Zusammenhang mit Sanchez sieht, dass also gewissermaßen die beiden Alphaspieler einander wechselseitig den Alphastatus des Clubs garantieren, und dass entsprechend beide gemeinsam die Konsequenzen ziehen würden, wenn dieser Status nicht mehr ausreichend gegeben ist. Das ist nun aber schon lange der Fall. Und doch sieht es momentan so aus, als könnte Özil vielleicht bei Arsenal verlängern - dass er mit Mkhitaryan (gestern vertreten durch Iwobi) etwas Besonderes ergeben könnte, ist klar.

Ebenso wichtig war aber in den letzten Wochen das Comeback von Jack Wilshere, der eigentlich schon zum Ausgedinge zu zählen schien, der als verletzungsanfälliges, ewiges Talent erscheinen musste, und der nun von Spiel zu Spiel mehr seine Qualitäten zeigt: Dynamik mit dem Ball, robuste Raumkontrolle im Zentrum, "blindes" Kombinationsverständnis.

Es gibt keinen Grund, daraus mehr zu machen als eine Momentaufnahme. Mit der Verpflichtung des jungen griechischen Verteidigers Konstantinos Mavropanos korrigiert Wenger immerhin auch die Tatsache, dass er zuletzt viermal in diesem Bereich jedenfalls nicht befriedigend richtig gelegen war (Chambers, Gabriel Paulista, Mustafi und Holding haben allesamt eher nicht avanciertes CL-Niveau, nicht dass Arsenal insgesamt derzeit etwas damit zu tun hätte).

Bleibt als abschließende Frage für heute: Braucht Arsenal Aubameyang? Ich meine: nein. Es geht bei diesem Transfer eher darum, einen halbwegs großen Namen mit einem Club zu verbinden, der inzwischen Schwierigkeiten hat, in dieser Preisklasse mitzumischen. Und vermutlich müssen wir die Einwilligung in das Tauschgeschäft Sanchez-Mkhitaryan auch so verstehen, dass die Aussichten auf eine Verpflichtung von Thomas Lemar verschwindend gering sind.

Immerhin hat der Sieg gegen Crystal Palace gezeigt, dass das Momentum zu Beginn der dichten vier Monate, die nun bevorstehen, gar nicht so schlecht ist. Wenn jetzt Mesut Özil noch den Vertrag verlängern würde, dann wären mit einem Schlag viele Klarheiten geschaffen, und Arsenal könnte selbst mit seinem legendären, der Gegenwart schon ein bisschen entrückten Trainer noch einiges zustandebringen.

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