Ich spiele gerne Fußball-Toto, die sogenannte 13er-Wette, in Österreich waren es zwölf Spiele. 1 oder 2 oder X, das macht das Wochenende zusätzlich spannend. Doch de facto habe ich schon lange keinen Schein mehr abgegeben. Ich sehe nicht ein, dass man in Zeiten so weitreichender Digitalisierung einen Papierschein an der Annahmestelle ausfüllen und einreichen muss, und vor allem ist es mir zu kompliziert, diesen Schein später von Hand zu überprüfen und einen allfälligen Gewinn persönlich beheben zu müssen.
Da meint es der deutsche Gesetzgeber doch ein wenig zu gut mit uns, dass er uns diese Möglichkeit online vorenthält. Fußballwetten schließe ich kaum einmal ab, alle meine Accounts bei den einschlägigen Anbietern habe ich nach Verlust des Startkapitals, meistens 50 Euro, nicht weiter benutzt. Da wäre mir die traditionelle Form, mit der 13er Wette dem Wochenende zusätzliche Struktur zu geben, doch lieber.
Hertha BSC wird in der neuen Saison nun einen Wettanbieter als Hauptsponsor haben. Das finanzielle Volumen des Deals, der noch nicht offiziell ist, erscheint angemessen bis gut für einen Hinterbänkler der deutschen ersten Bundesliga. Eine konsumentenethisch peinliche Angelegenheit wie im Falle Wiesenhof bei Bremen hat sich nicht ergeben, eine auch zeichenhafte Verbindung mit der "Realwirtschaft" aber auch nicht, und eine vorgreifende Internationalisierung durch ein globales Unternehmen (zum Beispiel die stark expandierenden Turkish Airlines, die zwischen Istanbul und Berlin mit einem Interkontinentaljet fliegen, so stark ist die Nachfrage) gab Herthas derzeitiger Status wohl nicht her.
Dass es kein New Economy-Spätling wie Rocket Internet wurde, kann uns hingegen nur recht sein - wer möchte schon in der nächsten Kontraktion die absehbaren schlechten Nachrichten auf der Spielerbrust vor sich hertragen?
Bet-at-Home zählt zwar im Grunde auch zur New Economy, hat sich aber bisher gut über die Eventualitäten hinweggesetzt. Unter den Investoren gilt das Papier der Wettfirma als vielversprechend, allmählich sollte sich wohl auch der Ruch des Halblegalen abstreifen, der mit Lizenzen aus Malta nun einmal einhergeht. Aus gelegentlichen Besuchen in Wettcafes, wenn ich irgendwo auf Reisen bin und ein Spiel sehen möchte, weiß ich, das in solchen Etablissements eine übel hinunterziehende Stimmung herrschen kann.
Insofern ist der Firmenname Bet-at-Home sogar positiv zu sehen: Die Firma ermöglicht es, Freud und Leid mit zu langsam laufenden Hunden und zu umständlichen spielenden Mannschaften, mit blöd rollenden Kugeln und einbrechenden Pferden im stillen Kämmerchen mit sich selbst zu teilen. Besser ist das wohl auch nur im Fall gelegentlicher Gewinne, aber man weiß ja, dass letztendlich immer der Anbieter gewinnt. Hertha hat nun wenigstens in Zukunft was davon.
Und kann sich in drei Jahren vielleicht bessere Karten für den nächsten Sponsorendeal erspielen. Das wäre auch deswegen wichtig, weil dann die Frist mit dem KKR-Deal schon ziemlich nahe sein wird. Und wenn alles gut geht, für Bet-at-Home und Hertha, könnte der bessere nächste Deal sogar in einer Verlängerung der Zusammenarbeit bestehen. In drei Jahren ist immerhin wieder WM-Jahr, das bedeutet: Phantasie.
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