Unentschieden

Ganz weiß ich noch nicht, wohin ich mit der ganzen Emotion soll, die heute im Stadion bereit war für den Freudentaumel, für den der Anlaß ausblieb: Kein Tor gegen Hannover, die graue Macht der Liga. Zweimal 0:0 zu Saisonende, zweimal kein Mittel gegen eine massierte Defensive, kein Glücksschuß, der den Bann brach. Heute war aber eine Atmosphäre im Olympiastadion, die sich vom Ereignis gelöst hat, die nun in Latenz bleiben wird für künftige Siege. Nach diesem Spiel kann mir kein Mensch mehr erzählen, daß "man doch kein Hertha-Fan sein kann". Man kann mit demselben Fug für diese Mannschaft sein, wie Dortmunder ihr Team durch die Niebaum-Abgründe hindurch nicht aufgeben mochten, und die Bayern-Fans den christlichsozialen Wurstkapitalismus ihres Managers tolerieren, weil die Mannschaft ja trotzdem eine globale Marke ist.

Um Hannover-Fan zu sein, muß man aber wohl aus dieser Gegend kommen. Zumindest kann ich mir schwer vorstellen, daß jemand in dem Maß Begierde-Hannoveraner ist, wie ich Begierde-Berliner schon war, als ich die Daumen noch für Sixten Veit gedrückt und den Alltag mit Rapid Wien zugebracht habe. Hertha hat sich in dieser Saison positioniert, nicht ganz oben, das hätte das Teamgefüge gar nicht verkraftet, sondern im erweiterten Favoritenkreis der Liga.

International wird das noch einmal eine ganze andere Geschichte - heute war dafür ja schon eine Generalprobe: Neunzig Minuten gegen den Gegner und gegen die Uhr. Es war ein Entscheidungsspiel, das auf dem Platz unentschieden endete, bei uns auf dem Oberring auch. In der Ostkurve aber, wohin ich mit Volker nach dem Match noch gegangen bin, war die Stimmung nicht gedrückt. Die Trainer- und Politikerphrase gilt jetzt in vollem Umfang: Wir werden das alles erst einmal analysieren.

Arsenal hat heute im FA-Cup auch 0:0 gespielt, und MeanU dann im Elferschießen bezwungen. Mit Liverpool habe ich noch eine Herzensmannschaft in einem internationalen Wettbewerb.

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