Eine gute Nachricht aus der Pressekonferenz von Hertha BSC vor dem Spiel in Augsburg betrifft den Kapitän: Fabian Lustenberger trainiert bereits seit zehn Tagen wieder mit der Mannschaft. Und der Coach wird ihn fragen, so Luhukay, ob er sich vielleicht sogar schon wieder in der Lage sieht, ins Spiel einzugreifen. Das ist ja in zweierlei Hinsicht eine Frage des "timings". Auf dem Platz müssen die Bewegungen stimmen, und das geht nur, wenn der Einsatz nicht zu früh kommt.
Ein negative Beispiel in dieser Hinsicht betrifft einen Herthaner in der Fremde: Pierre-Michel Lasogga wurde vom HSV in diesen schweren Wochen des Abstiegskampfs ganz offensichtlich verschlissen. Bei einem jungen Spieler, der darauf brennt, sich einzubringen, bei einem Mann mit der positiven Mentalität, die Lasogga hat, muss ein Verein eben besonders viel Fingerspitzengefühl aufbringen in so einer Situation.
Fabian Lustenberger kennt solche Momente schon gut genug, für Hertha steht auch nicht so viel auf dem Spiel. Allerdings fehlt ein zweiter Innenverteidiger gegen Augsburg. Brooks kommt in Frage, müsste sich aber enorm steigern. Janker kommt in Frage, ist aber eindeutig nur eine Notlösung. Kobiashvili ist verletzt. Hosogaj wäre denkbar, dafür würde vielleicht Niemeyer spielen. Cigerci ist nach einer Sperre zurück im Team. Zudem ist er nun auch mit Brief und Siegel Herthaner, und zwar bis 2017. Ein absolut plausibler Transfer eines Spielers, auf den wir tatsächlich Hoffnungen setzen können.
Es geht gegen Augsburg, eine der positiven Konzeptmannschaften dieser Saison. Zuletzt gab es allerdings, sieht man von latent irregulären 1:0 gegen den FC Bayern ab, eher mäßige Ergebnisse. Es wäre eine ideale Gelegenheit für Hertha, der bedenklich schwachen Rückrunde eine Wende zu geben. Denn danach folgen zwei Spielen, in denen Punkte ebenfalls denkbar sind: Braunschweig und Bremen. Und dann käme noch ein Feiertagsspiel gegen den wieder spannend gewordenen BVB. Aus dessen Fankreisen hört man übrigens üble Sachen: Eine rassistische Minderheit macht Stimmung gegen Adrián Ramos.
Noch eine Bemerkung zu der Pressekonferenz. Ich wundere mich immer darüber, wie kurz sie ist. Drei Fragen, manchmal nur zwei, das war es schon. Das hat eher den Charakter von Verlautbarungen mit Alibidiskussion. Es zeigt sich darin allerdings der harte Wettbewerb am Medienstandort Berlin. Hier zählt nur, was hinter den Kulissen an Informationen gewonnen (oder erfunden) wird. Eine offene Diskussion über Details, gar Taktik, wird mit dem Trainer in diesem offenen Forum niemand führen. Sobald die Kamera abgeschaltet ist, beginnt die wahre Arbeit der Presse.
Dann geht es um Geschichten wie die von John Anthony Brooks und seiner Tätowierung, von der wir annehmen dürfen, dass Hertha selbst sie "geleakt" hat, sie also bewusst platziert hat, um einerseits den Spieler herauszufordern, und andererseits Druck vom Trainer zu nehmen. In Augsburg gibt es einen "Standort, an dem man in Ruhe arbeiten kann", sagte Manager Preetz in der Pressekonferenz. In Berlin muss man in Unruhe arbeiten. Sage niemand, dass das per se schlecht ist. Denn Hertha wird sicher nicht mit Augsburg tauschen wollen, weder, was den Standort anlangt, noch die Standortfaktoren. Die sprechen jedenfalls langfristig alle für Hertha. Davon kann sich allerdings gegen Ausgburg niemand etwas kaufen. Es wird auf eine engagierte, mutige Leistung ankommen.
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