Ohne großes Trara hat Hertha am Samstag die Rückrunde wieder ein wenig normalisiert. Ein 2:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig hat dafür gesorgt, dass nervende Statistiken zum Beispiel über eine ununterbrochene Reihe siegloser Heimspiele auf Null gesetzt werden. Es war kein großes Spiel, und es brauchte auch einen starken Moment von Thomas Kraft, aber im Grunde war es ein unumstrittener Sieg. Das Publikum nahm die Sache auch ziemlich pragmatisch auf. Zumindest bei uns auf dem Oberring fühlt es sich so an, als wären die Fans den Anspruchsdefinitionen der Vereinsführung um einiges voraus.
Der Coach hatte Baumjohann in die Startelf genommen, dazu Sandro Wagner als Spitze, Allagui und Skjelbred auf den Flügeln. Der Rest verstand sich mehr oder weniger von selbst, auch wenn van den Bergh in einigen Szenen erkennen ließ, dass er selbst weiß, dass er unter besonderer Beobachtung spielt. Brooks bildete mit Langkamp die Innenverteidigung.
Die erste Halbzeit war geprägt durch eine Hertha-Dominanz, der nur die Veredelung fehlte. Sami Allagui vergab eine hundertprozentige Chance, die ihm Baumjohann nach feiner Beschleunigung bereitet hatte: ein sogenannter Stangelpass, bei dem man eine Superzeitlupe bräuchte, um herauszufinden, wie Allagui den nicht machen konnte. Baumjohann baute später ab, aber er kann etwas, was in dieser Hertha-Mannschaft nicht viele können: einen Gegner düpieren, mit dem Ball Tempo aufnehmen.
Allagui hat das Überraschungsmoment auch drauf, allerdings passt bei ihm einiges nicht, er wirkt unentschlossen und lässt sich immer wieder durch Kleinigkeiten ablenken. Immerhin hat er eine Chance, die nach einem Schuss des eingewechselten Ramos entstand, dann doch genützt. Er musste nur einschieben, und in diesem Moment war er bei der Sache.
Den Führungstreffer hatte John Anthony Brooks erzielt, nach einem Torhüterfehler von Davari und einer Ecke von Baumjohann. Es war wie auch das zweite ein Abstaubertor. Gegen Ende humpelte Brooks ziemlich erbarmungswürdig über das Feld, hoffentlich ist er nicht schlimmer verletzt, denn der Saisonausklang lässt sich für ihn gut an. Er bringt sich gerade ein wenig in Position für 2014/15.
Das versucht wohl auch Sandro Wagner, und die Betreuer tun es ihrerseits mit ihm. Sie schauen sich an, wie das so ist mit ihm als Sturmspitze. Gegen Braunschweig erwies sich einmal mehr, dass er als erste Wahl nicht wirklich eine Option sein kann. Es fehlt ihm an Ballbehandlung, an Schnelligkeit, an Feinmotorik, das lässt sich mit Engagement nicht vollständig kompensieren.
Der Keeper, der unter den Fans ja auch nicht unumstritten ist, zeigte kurz nach der Pause gegen Kumbela einmal mehr seine Stärke beim Herauslaufen ins direkte Duell. Diese Position ist keine Baustelle, auch wenn Kraft beim Abschlagen gelegentlich Schwächen zeigt.
Insgesamt war das schon eine kompakte und auch nach vorne relativ plausible Mannschaftsleistung in einem nicht mit letzter Intensität geführten Spiel (siehe Trackingdaten). Für mich war das sogar der vorherrschende Eindruck: so etwas wie Ligaalltag war im Olympiastadion zu spüren, eine gewisse Selbstverständlichkeit, die aber natürlich das Produkt dieser Saison ist, und die in der nächsten von Spieltag eins an erst wieder hart erarbeitet werden muss.
Für den Moment aber bringen diese drei Punkte eine Menge: Hertha hat gute Chancen auf Platz 10, vielleicht geht sich sogar noch ein einstelliger Platz aus. Als Bonus wäre natürlich eine ausgeglichene Tordifferenz noch ein interessantes Ziel (derzeit minus 2), einen Sieg gegen Bremen halte ich für denkbar, und warum nicht auch ein Remis gegen den BVB im letzten Spiel?
Die Eintracht hat noch Chancen auf den Relegationsplatz. Während des Spiels hatte man aber doch den Eindruck, dass das eine Wegkreuzung war. Hertha und Braunschweig, die 2012/13 so lange fast im Gleichschritt durch Liga zwei marschiert waren, sind inzwischen doch wieder ein ganzes Stück voneinander entfernt. Auch daran kann man ermessen, dass in Berlin in diesem Jahr insgesamt gut gearbeitet wurde.
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