von Marxelinho

Wehe, wehe, wenn ich an das Ende sehe

Es hätte ein Statement werden können, wenn Arsenal am Mittwochabend beim FC Bayern eine gute Leistung gezeigt hätte, vielleicht mit einem Remis die Gruppe ein wenig spannender gemacht hätte (sie ist es auch so, allerdings auf eine Weise, die keinem Fan der Gunners behagen kann). Das Statement hätte ganz Europa vernommen, wo man in dieser Saison angesichts einer deutlich verbesserten Bayern-Mannschaft auch aus prinzipiellen Gründen nach Konkurrenz Ausschau hält. Der Arsenal FC hat sich aus diesem Zusammenhang allerdings mit einer blamablen Leistung vorläufig abgemeldet.

Sicher war die stark depletierte Mannschaft, die Arsène Wenger gegen eine exquisite erste Elf des FCB aufbieten musste, von vornherein durch Umbauten beeinträchtigt. Aber das Personalmanagement ist nun einmal ein entscheidender Punkt, bei dem der langjährige Trainer häufig auf berechtigte Kritik trifft. Das Spiel in der Allianz-Arena war auch ein Test, ob der Kader auf absolute Topspiele hin ausgelegt ist - und wir wissen nun einmal mehr, dass er das nicht ist.

Das schwächste Glied in einer bedenklich hilflosen Mannschaft war Gabriel Paulista, nominell die Nummer 3 unter den Innenverteidigern nach Koscielny (meldete sich mit Hüftproblemen vor dem Start ab) und Per BFG Mertesacker, dem Kapitän in Vertretung von Mikel Arteta, bei dem es nicht mehr für die erste Mannschaft reicht. Paulista konkurriert mit Calum Chambers eigentlich um die Mertesacker-Nachfolge, derzeit sind beide eher beschädigt.

Den wunderbaren Pass von Thiago auf Lewandowski, der zum Führungstreffer führte, hätte man sicher eher unterbinden sollen, als dass Paulista die Bewegung des Angreifers hätte antizipieren können - der Pass war ja genau so gespielt, dass der Verteidiger in beide Richtungen schlecht aussehen sollte, er konnte Lewandowski weder folgen noch ihn ins Abseits stellen. Beim 0:3 durch Alaba und beim 1:5 durch Müller war Paulista jeweils zu spät und zu wenig dynamisch und auch insgesamt einfach zu wenig präsent. Aber da war der Schaden auch schon angerichtet.

Beim zweiten Gegentor machte Mertesacker sich merkwürdig dünn, als müsste er Müller den Spalt öffnen, den er dann auch zum Torschuss nützte. Das passt in das Bild, dass Arsenal von Beginn an kein Mittel gegen das flexible und flinke Spiel der Bayern fand, und sich zunehmend auch körpersprachlich verabschiedete. Die rechte Seite mit dem ganz schwachen Joel Campbell und dem auch immer wieder überforderten Debuchy war eine Vorgabe. Bedenklicher müsste aber stimmen, dass Özil und Sanchez früh das Interesse an dem Spiel verloren. Da war bald nichts mehr von der leidenschaftlichen Teamarbeit zu sehen, die Arsenal heuer häufig ausgezeichnet hat.

In der CL-Gruppe läuft es, wenn die Bayern mitspielen und Olimpiacos schlagen, für Arsenal auf ein Endspiel in Griechenland hinaus. Traditionell gab es im letzten Gruppenspiel, häufig auswärts bei einer nominell schwächeren Mannschaft, in den letzten Jahren oft eine Pleite und damit ein schwereres Los als Gruppenzweiter im Achtelfinale. Heuer müssten wir darüber schon froh sein, im Frühjahr überhaupt noch mitspielen zu können.

Das Spiel kam auch irgendwie zur Unzeit. Der Sieg gegen Bayern in London wurde offensichtlich nicht als so glücklich verstanden, wie er de facto auch war, und die guten Leistungen in der Premier League haben den Blick darauf verstellt, dass es noch eine andere Preisklasse in Europa gibt. Verletzungen von Ramsey, Walcott, Oxlade-Chamberlain, Koscielny, Bellerin waren gegen einen fast vollzähligen Bayern-Kader nicht zu kompensieren. Arsenal hat personell ganz eindeutig nicht die erforderliche Tiefe.

Vielfach wird nun, halb im Ernst oder auch wirklich seriös, vorgeschlagen, die Gunners sollten sich auf die Meisterschaft konzentrieren und die "Champions League" vergessen. Das ist natürlich Unsinn, denn man sieht doch, wie schwierig es ist, auch nur ein vergeudetes Jahr nachzuarbeiten. Und Arsenal stagniert schon viele Jahre in der erweiterten europäischen Spitze, ohne auch nur in die Nähe der Macht zu kommen. Das Resultat in München war zum Glück deutlich genug, um als Zeichen lesbar zu sein. Folgerungen sind allerdings keineswegs so leicht zu ziehen. Auf Gabriel Paulista würde ich aber auf jeden Fall nicht bauen, wenn es künftig darum geht, eine Topdefensive zu formieren.

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